Ein geschichtsträchtiger Ort
Sechzehn Jahrhunderte Geschichte für eine Abtei, die die Yonne überragt. Die Abtei Saint-Germain stellt ein außerordentliches Zeugnis dar, insbesondere mit Wandfresken, die zu den ältesten in Frankreich gehören.
EINE ROMANTISCHE FIGUR
Germain wird um 378 im Auxerrois geboren. Da er aus einer Familie wohlhabender Landbesitzer stammt, hat er die Möglichkeit, ein großes Studium zu absolvieren. Zu diesem Grund reist er nach Autun und später nach Rom. Dort lernt er insbesondere die Künste des Sprechens und wird zu „einem der großen Redner seiner Zeit“.
Der Tradition zufolge wurde er mit etwa 30 Jahren zum Provinzgouverneur ernannt, was den Höhepunkt seiner Karriere in der kaiserlichen Verwaltung darstellte.
Im Jahr 418, nach dem Tod von St. Amatreus, wurde Germain, der zu seinem Nachfolger bestimmt worden war, von der Menge durch Zuruf zum Bischof ernannt. Er widmete sich fortan dem Dienst an der Kirche und führte ein gottesfürchtiges Leben.
Unter anderem schenkte er der Kirche von Auxerre den Großteil seines Besitzes.
Er war ein Zeitgenosse des heiligen Patrick, den er um 420 gelehrt haben soll, und spielte auch eine wichtige Rolle im Leben der heiligen Geneviève, der Schutzpatronin von Paris, die er bei ihrer religiösen Berufung begleitete.
Germain wurde krank und starb im Alter von etwa 70 Jahren am 31. Juli 448. Gemäß der Tradition und seinem letzten Willen wurde ein Leichenzug organisiert, um Germains Leichnam nach Auxerre zu bringen.
Er wurde in dem von ihm gegründeten Oratorium Saint-Maurice an der Stelle der heutigen Krypta beigesetzt.
VOM VIII BIS ZUM XVIII JAHRHUNDERT
Die Ursprünge der Abtei gehen zwar auf das 5. Jahrhundert zurück, doch die ältesten erhaltenen Gebäude stammen aus dem 9. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um die karolingischen Krypten unter der Abteikirche.
Sie beherbergen auch heute noch den Sarkophag von Saint Germain sowie eine Reihe von Wandmalereien, die als die ältesten Wandfresken Frankreichs gelten.
Die Klostergebäude weisen eine vielfältige Architektur auf, wie der Kapitelsaal aus dem 12. Jahrhundert, der Keller aus dem 14. Jahrhundert oder der Kreuzgang aus dem 18.
Das alte romanische Kirchenschiff der Abteikirche, das in den 1810er Jahren zerstört wurde, war Gegenstand archäologischer Ausgrabungen. Eine archäologische Krypta ermöglicht es den Besuchern, die Ergebnisse dieser Forschungen zu besichtigen.
Das ganze Jahr über fi nden in der Abtei, der Cité de la parole et du son, zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt. Außerdem werden die Sammlungen des Musée d’Art et d’Histoire (Kunst- und Geschichtsmuseum) und Sonderausstellungen gezeigt.